DAS KÖLNER GRÜNSYSTEM – EIN ZUKUNFTSWEISENDES ERBE
Das Kölner Grünsystem besteht aus einem Inneren und einem Äußeren Grüngürtel und verbindenden Radialen, die sich bis ins Umland erstrecken. Es entstand in den 1920er Jahren nach gründlicher Analyse als Werk des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer, des Stadtplaners Fritz Schumacher und des Gartenbaudirektors Fritz Encke. Sie beachteten als Grundlage ihrer Planung und zum Wohle der Kölner Bürger/innen Aspekte der Ökologie, der Gesundheit, des Klimas, des Emissionsschutzes, der Stadtbelüftung, des Verkehrs, der Soziologie, der Bildung und der künstlerischen Gestaltung. In einer durchaus angespannten wirtschaftlichen und politischen Situation stellten sie sich zentrale Fragen zur Entwicklung der Großstadt – auch vor dem Hintergrund einer durch Zuzug schnell wachsenden Stadt.
Die aus diesen ganzheitlichen Überlegungen entstandene visionäre Konzeption des Kölner Grünsystems hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Sie ist europaweit einzigartig und die ideale Grundlage für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Aktuell steht Köln jedoch – wie andere europäische Städte auch – vor ähnlich großen Herausforderungen wie in den 1920er Jahren: Luftverschmutzung, Klimawandel und eine notwendige Verkehrswende sind Beispiele drängender Probleme. Allem voran setzen Wachstum und Flächenversiegelung das Stadtgrün unter Druck. Die Städte drohen dadurch nicht nur ihre ökologischen Klimaanlagen zu verlieren, sondern auch Kulturerbe ist hierdurch bedroht: obwohl das Kölner Grünsystem in weiten Teilen unter Denkmal- und/oder Landschaftsschutz steht, geraten immer wieder Teile in den Fokus von Begehrlichkeiten und
es drohen massive bauliche Eingriffe. Auch mangelnde Substanzpflege setzten diesem grünen Erbe an vielen Orten zu.
gruensystem.koeln setzt sich vor diesem Hintergrund auch im Kontext des Europäischen Kulturerbejahres 2018 für das historische, klimarelevante und gestalterisch herausragende grüne Erbe ein und geht in einem interdisziplinären Dialog den Fragen nach:
Kann man das Kölner Grünsystem besonders schützen? Kann man Leitlinien für die Europäische Stadt am Beispiel Kölns entwickeln? Welche Disziplinen müssen im Rahmen der Stadtentwicklung gehört werden, welche haben Vorrang vor allen anderen? Was kann man aus den sozialen Reformen der 1920er Jahre für einen nachhaltigen Städtebau lernen? Wie könnte eine sinnvolle Erweiterung des Kölner Grünsystems aussehen? Wieviel Mut und Visionen braucht es im Spektrum einer identitätsstiftenden europäischen Stadt kulturelles Erbe wie das Kölner Grünsystem zu wahren und zu entwickeln?
Diesen Fragen wird in Veranstaltungsformaten wie geführten Exkursionen mit Experten, Vorträgen und Diskussionsrunden nachgegangen. Nachhaltige Elemente wie der Aufbau einer Internet-Plattform mit Kartenmaterial, Wissen und Hintergrundinformationen, sowie eine Fachtagung mit entsprechender Publikation sollen das für die europäische Stadt vorbildhafte Grünsystem beleuchten und erfahrbar machen. Die europaweite Bedeutung des Kölner Grünsystems ist vielschichtig: die Kulturerbe-Perspektive ergibt sich unter anderem aus der „Canberra Declaration on Historic Urban Parks“ des International Scientific Committee on Cultural Landscapes (ISCCL), die auf der 18. ICOMOS-Vollversammlung 2014 in Florenz beschlossen wurde. Die Wertschätzung städtischer Parkanlagen und grüner Infrastruktur – in Köln als vorbildliches Grünsystem ausgeführt – ist über das Europäische Kulturerbe hinaus, auch als Kulturerbe weltweit von hoher Bedeutung. Sie können Metropolen weltweit für den Klimawandel stark machen, verknüpfen Ökosystemleistungen und Erholungsräume und bieten Lebensqualität für die Bevölkerung von Ballungsräumen.