Referenten: Dr. Dirk Tillmann, Andrea Eßfeld, Adrienne Brehmer
Moderation: Caroline Michel
„Nur Vögel wissen, wie Wolken schmecken“ – so endet das stimmungsvolles Gedicht von Adrienne Brehmer zum Ausklang der Veranstaltung. Und auch einige witzige Wortspiele hatte die Nippeser Künstlerin sich extra für diesen Abend ausgedacht. . „Wir hätten stundenlang zuhören können“, war die einhellige Meinung der ungefähr 60 Besucher. Trotzdem war der „Vogel-Abend“ insgesamt weniger lustig als erwartet und geplant. Und das lag nicht an den geladenen Gästen, sondern am Thema. Der Biologe Dr. Dirk Tillmann, der – wie er selbst sagt – an „Vogel-Tourette“ leidet, weil ich immer und ständig kommentieren muss, welche Vögel er gerade sieht oder hört, verzichtete nämlich auf seine beliebten Vogelstimmen-Imitationen und schlug ernste Töne an: Der Rückgang der Vögel in Deutschland sei dramatisch. Zum einen, weil immer mehr Lebensräume zerstört würden und es immer weniger Nahrung gäbe, zum anderen weil auch in Europa jährliche Hunderttausende gejagt, gefangen und verspeist würden. Betretenes Schweigen. So schlimm hatten sich die meisten das nicht vorgestellt. Vor allem die Pächter des Kleingartenvereins hatten im Frühling mit Freunde entdeckt, dass sich sogar Waldohreulen in ihrem kleinen Paradies zuhause fühlen und sich dort sogar fortpflanzen. „Ja“, sagte auch die BUND-Stadtnatur-Expertin Andrea Eßfeld. Für viele Vögel seien die Lebensbedingungen in der Stadt mittlerweile besser als auf dem Land. Aber – auch hier wieder ein großes „Aber“ – es könnte besser sein. Gäbe es mehr einheimische Gehölze, größere zusammenhängende Hecken und vogelfreundlichere Parks und Gärten könnte es um die kleinen Piepmätze viel besser bestellt sein.
Der Biologe Dr. Dirk Tillmann
Was können wir tun?
Gärtner sollten öfter mal faul sein: Kein Gifte versprühen, den Rasen nicht raspelkurz halten, Hecken zum Verstecken anlegen, Totholz liegen und verblühte Blumen stehen lassen. Geeignete Nistkästen an einem schattigen Plätzchen in Richtung Osten aufhängen, während der Brutzeit „fleischiges“ Futter für den Nachwuchs in Spezialläden kaufen und zufüttern, älteren Vögel mit Körnern und Hirse eine Freude machen. Vor allem aber: Kästen, Häuschen, Futterplätze und vor allem die wichtigen Wasserstellen täglich reinigen, am besten mit kochendem Wasser. Denn – so wurde erklärt – der Rückgang von Amseln und Grünfinken sei nicht nur dem Verlust von Lebensraum und Futterknappheit geschuldet, sondern vor allem einem Virus, der sich über das Trinkwasser verbreitet. Während der Trockenheit einfach Wasserschälchen hinstellen und dann sich selbst überlassen ist also gut gemeint, aber nicht gut gemacht.
Die BUND-Stadtnatur-Expertin Andrea Eßfeld
Die Autorin Adrienne Brehmer „Nur Vögel wissen, wie Wolken schmecken“
Der Abend klang in gewohnt gemütlicher Runde aus.